Kanak TV ist ein Virus. Verbreitet ihn. Als wir mit Kanak TV begonnen haben, in No-Go-areas einzudringen, hatten wir es satt, wie MigrantInnen in den Medien als Objekt inszeniert werden. Im "Guten wie im "Bösen" als das "andere" gestempelt werden. Spätestens beim Thema "Zuwanderungsbegrenzungsgesetz" schwenkten deutsche Journalisten auf diese Weise ihre Kamera wie sie es seit eh und je tun. Wie sie mit der Linse über ein x-beliebiges Straßenbild schweifen und fast immer beim selben Motiv kleben bleiben: Die kopftuchbedeckte Frau. Sie suggerieren: Die vormodernen Fremden. Die sie sich niemals von vorne zu filmen trauen.
O.k., es reicht! Wir als KanakInnen lassen nicht den Blick auf uns richten. Es war klar: Mit Kanak TV wollen wir nicht nur auf gleiche Augenhöhe, sondern noch höher, schneller und weiter darüber hinausgehen. Wir verdrehen nicht nur die Bilder im Kopf, sondern belästigen, stören und betören. Und dabei macht Kanak TV-Machen Spaß. Es ist nicht an Spezialwissen gebunden. Deshalb sollte es der erste Schritt zu einer neuen Medien-Praxis sein. Nehmt als Kanak-Stars die Kameras in die Hand und verwandelt sie in Waffen. Kanak Media Attak.
Kanak TV lässt sich nämlich überall einsetzen. Und das Filmen selbst ist eine Aktionsform. Unser erster Streich gelang im Herbst 2001 auf einem so genannte Multi-Kulti-Fest. Als wir die anwesenden Biodeutschen zum Objekt unserer voyeuristischen Blicke und unserer reduzierenden Fragen machten. Kanak TV ist daher keine Comedy. Kanak TV ist ständiges Augenzwinkern.
Also lassen wir uns mit Kanak TV nicht darauf ein, Themen zu behandeln und in die Falle einer nie einzulösenden Objektivität zu tappen. Wir benutzen sie genauso wie die Autorität des Mikrofons. Unsere Kanak TV-Clips peitschen mit geklauten defizitären Beschreibungen jenen Teil der Gesellschaft aus, der eine Mehrheit formieren will. Dabei stellen wir den Almans gerne die selben Fragen, die Dir schon längst zum Hals heraus hängen. "Wo kommst ihr her? Wann geht ihr wieder zurück. Warum schottet ihr euch hier so ab?"
Mit Kanak TV besiegen wir den Rassismus ihn in jenem Moment, wo wir auf die Record-Taste drücken, das rote Lämpchen leuchtet und Volldeutsche in Erklärungsnot bringen. Wir lassen sie erst los, wenn sie argumentativ zusammenbrechen und "war´s das?" stammeln. Die Reportage ist dabei nur eine Form. Der Film mit Handlung eine andere. Unsere Art Geschichten zu erzählen, die die vorgefertigten Rollen (zum Beispiel "Integration") vom Sockel stürzen.
Kanak TV diskutiert nicht. Mit Kanak TV besetzt Du das Feld des kulturellen Diskurses subversiv. Mit Kanak TV zerrst Du die Machtwirkungen, die ihm innewohnen, ans Tageslicht und wirbelst sie durcheinander. Mit Kanak TV behalten wir die Fragen in der Hand und lassen uns nicht auf Antworten ein, solange nicht die rassistischen Hierarchien in Kommunikation und Medien zerstört sind.
Kanak Attak Köln